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Chronische Wunden
Bei chronischen Wunden ist der körpereigene Prozess der Wundheilung meist infolge einer Grunderkrankung gestört.
Wundheilung

Chronische Wunden

Mediziner stufen eine Wunde dann als chronisch ein, wenn vier Wochen nach der Verletzung der Wundheilungsprozess nicht vorangeschritten und die verletzte Stelle weiterhin offen ist. Bessert sich der Zustand auch nach therapeutischen Maßnahmen innerhalb von zwölf Wochen nicht, lautet die Diagnose chronische Wunde.

Chronische Wunden entstehen im Gegensatz zu akuten Wunden nicht plötzlich, sondern entwickeln sich anfangs meist unauffällig. Die Voraussetzung für eine chronische Wunde ist in den meisten Fällen eine zunächst akute Wunde. Während die Wundheilung eines gesunden Menschen innerhalb von ein paar Wochen vonstatten geht, ist der Heilungsprozess bei Patienten mit chronischen Wunden durch eine Vorerkrankung gestört.

Um chronische Wunden dauerhaft heilen zu können, müssen einerseits ihre Symptome behandelt, andererseits die Grunderkrankung therapiert werden. Die ausschließlich symptomatische Behandlung ist bei chronischen Wunden nicht zielführend.

Chronisch venöse Insuffizienz

Häufig treten chronische Wunden als Begleiterscheinung einer Venenschwäche auf. Patienten mit einer Form der chronisch venösen Insuffizienz leiden unter Störungen des venösen Blutkreislaufs. Das bedeutet, dass der Rücktransport des Blutes zum Herzen gestört ist. Durch diese Störung sind die Venen und die Venenklappen meist in hohem Maße beansprucht und starkem Druck ausgesetzt. Anfangs entstehen dadurch Krampfadern. Häufig schwellen die Beine des Patienten an, was zusätzlichen Druck auf das Gewebe ausübt und die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung verlangsamt oder gar teilweise hemmt.

Entsteht in diesem schlecht durchbluteten Bereich eine akute Wunde, kann der Wundheilungsprozess nicht in normalem Maße ablaufen oder wird gar ganz unterbrochen. Die bekannteste Form der Begleiterscheinung einer chronisch venösen Insuffizienz ist das Ulcus cruris, was umgangssprachlich als „offenes Bein“ bezeichnet wird.

Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit handelt es sich um eine Verengung der Arterien. Diese sind für die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen verantwortlich. Kann diese Versorgung nicht in normalem Ausmaß erfolgen, kommt es zu Durchblutungsstörungen, die wiederum die Entstehung chronischer Wunden begünstigen. Auch bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit kann sich ein Ulcus cruris entwickeln.

Weitere Auslöser für chronische Wunden

Chronische Wunden können auch als Folge von Diabetes mellitus, einem schwachen Immunsystem oder auch mechanischem Druck entstehen. Letzteres passiert verhältnismäßig häufig bei bettlägerigen und älteren Patienten. Durch langes Liegen in derselben Körperhaltung wirkt der Druck des eigenen Körpergewichts durchgängig auf dieselben Stellen des Körpers und es entsteht ein Druckgeschwür, medizinisch als Dekubitus bezeichnet. Wird diese beanspruchte Körperregion nicht nachhaltig entlastet, kann eine chronische Wunde als Folge auftreten. Weitere Informationen über Dekubitus

Maßnahmen und Folgen

In Deutschland leiden etwa 2,5 Millionen Menschen unter einer chronischen Wunde. Eine chronische Wunde bedarf einer professionellen Behandlung und ist meist langwierig, mitunter auch äußerst schmerzhaft. Um die therapeutischen Maßnahmen bestmöglich zu unterstützen, sollten Patienten auf eine gesunde Lebensweise achten. Übergewicht und starkes Rauchen hemmen die Durchblutung zusätzlich und fördern die Ausprägung der chronischen Wunde.

Chronische Wunden wirken sich nicht nur körperlich aus, sondern bei vielen Patienten auch seelisch. Aus Scham kann eine soziale Isolation oder Depression entstehen. Patienten mit einer chronischen Wunde sollten in jedem Fall von einem Wundexperten und gegebenenfalls auch psychotherapeutisch betreut werden.

Sabrina Mandel